Auch das Gute sehen

Alter:

 ab 8 Jahren

Bereich:

 Ethik, Geschichte, Philosophie, Politik, Religion

Themen:

 Angst, Asyl, Flucht, Rassismus

Aktuell scheint Politik und Gesellschaft in den Flüchtlingen die Sündenböcke für alles zu sehen, was schief läuft. Da gab es hämische Bemerkungen über Sozialtourismus, Zahnarzttermine, Paschas, Brandmauer… immer wieder stichelt Friedrich Merz gegen Flüchtlinge. Quelle

Es wird auch immer wieder davon gesprochen, dass die Flüchtlinge für die Wohnungsnot verantwortlich sind. (Gegenargumente)

Das ist nun durchgesickert in die Gesellschaft und hat der AfD die Traumwerte beschert, die vor den nächsten Wahlen Angst machen. Aber führt es wirklich zum Erfolg, wenn man dem rechten Rand die Themen abgräbt und immer eins draufsetzt im schäbigen Wettbewerb?

„Aufgrund der Verrohung und der Radikalisierung und eines weltweiten Rechtsrucks kann ich mir inzwischen – und das macht mich beklommen – deutlicher vorstellen, wie das damals geschehen konnte.“  Christian Wulf, ehemaliger Bundespräsident

SEID MENSCHEN !

„Es gibt kein christliches, kein muslimisches, kein jüdisches Blut. Es gibt nur menschliches Blut!“ Margot Friedländer. YouTube-Video

Nach den Attentaten, die von Migranten durchgeführt und viele Opfer forderten, wurde die politische Diskussion aggressiv. Flüchtlinge waren an knappen Zahnarztterminen, den fehlenden Wohnungen und dem Personalmangel in Kitas und Schulen verantwortlich gemacht. Dabei sind das die Folgen einer verfehlten Politik, die Jahrzehnte die falschen Entscheidungen getroffen hat. Dafür müssen nun die Flüchtlinge als Sündenböcke herhalten.

Dazu ein paar Fakten
  1. Asylanträge haben sich im Vergleich zum Vorjahr fast halbiert, ZEIT, 07.03.2025
  2. Zahl der Abschiebungen 2024 um 21 Prozent gestiegen, Tagesschau, 07.01.2025
  3. Aufgrund des demografischen Wandels sind wir auf Zuwanderung angewiesen, Statistisches Bundesamt

Sehen Politik und Gesellschaft in den Menschen, die zu uns gekommen sind, noch Menschen? Sie brauchen Hilfe, nicht Hass! Weiterlesen

Bundeslagebild Kriminalität im Kontext von Zuwanderung 2023, 08.10.24, PDF – Quelle

Tolle Menschen

Der pakistanische Taxifahrer A. Muhammad in Mannheim stellte sich mit seinem Taxi dem Amokfahrer in den Weg und rettete wahrscheinlich Menschenleben. Er riskierte sogar, angeschossen zu werden. (Tagesschau, 05.03.2025

Hochgeehrte Syrer:
Erinnert ihr euch noch an die Hochwasserkatastrophe im Ahrtal? Aus ganz Deutschland kamen Hunderte syrische Flüchtlinge, um zu helfen. Das hat die Gesellschaft damals, tief berührt. Wir hörten ewige Treueschwüre aus allen Teilen der Bevölkerung.

Nach Unwetterkatastrophe in Ahrweiler: Syrische Flüchtlinge helfen Flutopfern

Video bei YouTube gehostet. Durch Abspielen stimmt ihr den Nutzungsbedingungen von YouTube zu.

Aber die Dankbarkeit ist bei den Deutschen schnell vergessen. Drei Jahre später ist, getrieben von der AfD, nur noch der Wunsch übrig geblieben, die Syrer sollten so schnell wie möglich Deutschland verlassen, noch bevor sicher ist, dass sie wirklich in ihr zerstörtes Land zurückkehren können.

Noch 12 positive Geschichten:
Wir lernen ein ganz anderes Bild von Flüchtlingen kennen. Wir können nämlich den negativen Bildern auch positive entgegensetzen.. Klickt hier

Spektakuläre Rettung in Köln
Der 20-jährige Hussein Kijieh rettete am Samstag einen Mann aus dem Rhein auf Höhe des Altstadt-Ufers, der dort zu ertrinken drohte. EXPRESS, 06.06.2023

Imbissbesitzer bewahren Bürgermeister Hollstein vor dem Schlimmstem
Altena. Ohne das beherzte Eingreifen von Abdullah und Ahmet Demir wäre die Messerattacke auf Altenas Bürgermeister wohl schlimmer geendet. Westfalenpost, 28.11.2017

Syrischer Asylbewerber rettet Lidl-Kunden vor Feuer
Rüdesheim. Als Rauch aus dem Lüftungsschacht eines Lidl-Marktes austrat, reagierte Abdellah Amrouch sofort. Er griff zum Feuerlöscher. Der beherzten Reaktion eines Mannes haben zahlreich Kunden eines Lidl-Marktes in Rüdesheim (Hessen) wohl viel zu verdanken. Dafür wurde er nun geehrt. Morgenpost, 23.10.2018

Flüchtling stellt sich Messerstecher entgegen
Seine Zivilcourage rettet einer 25-jährigen Frau das Leben. Der Ehemann steht nun wegen versuchten Mordes vor dem Landgericht Hildesheim. HAZ, 12.03.2018

Syrer beschützt junge Frau vor Sexualtäter – Münchner Polizei zeichnet ihn aus
Es waren Hilfeschreie, denen Sleman Mohammed am 30. April kurz nach Mitternacht folgte. An der nahezu menschenverlassenen S-Bahn-Station „Heimeranplatz“ fand Mohammed einen anderen Syrer vor, der eine damals 23-jährige Münchnerin bedrängte. FOCUS, 10.08.2017

Flüchtlinge helfen Lawinenrettern
Sie kommen aus dem Senegal und Guinea, um in Europa Schutz zu suchen – und wollen nun etwas von der Unterstützung zurückgeben, die ihnen in Italien zuteil wurde: Eine Gruppe junger Flüchtlinge hilft bei der Suche nach Überlebenden der Hotellawine. N-TV, 22.01.2017

Syrer retten NPD-Politiker
Stefan Jagsch, Spitzenkandidat der rechtsextremen NPD in Altenstadt (Wetteraukreis), erleidet mit seinem Wagen einen schweren Verkehrsunfall. Erste Hilfe kommt von syrischen Flüchtlingen. Frankfurter Rundschau, 11.01.2019

Asylbewerber springt in eiskalten Lech und rettet 23-Jährigen
Als in Füssen ein junger Mann nach einem Streit von einer Brücke springt, fackelt ein Asylbewerber nicht lange: Er springt in das kalte Wasser – und zieht den 23-Jährigen ans Ufer. Augsburger Allgemeine,14.12.2014

Flüchtling rettet Absturzopfern in Osnabrück das Leben
In Osnabrück ist auf dem Gelände einer Sammelunterkunft für Flüchtlinge ein Kleinflugzeug abgestürzt. Ein Tierarzt aus dem Irak eilte sofort zum Wrack – und rettete so Pilot und Copilot das Leben. WELT, 10.03.2016

17-jähriger Flüchtling rettet Mädchen vor Prüglern
Am Berliner Alexanderplatz ist ein Flüchtling aus dem Libanon schwer verletzt worden, als er sich gegen einen Mann stellte, der ein Mädchen schlug. Der Angreifer stach mit dem Messer zu. WELT, 18.10.2015

Syrer rettet Dreijährigen aus eiskaltem Wasser
Meschede. . Ohne nachzudenken springt Abdulmanaf Mohamad aus zwei Metern Höhe in die eiskalte Henne in Meschede. Der Syrer will den kleinen Azad retten… Westfalenpost, 28.06.2018

Hochwasser: Flüchtlinge helfen in Braunsbach
In der vom Hochwasser verwüsteten Stadt Braunsbach (Kreis Schwäbisch Hall) helfen 46 Flüchtlinge beim Aufräumen und der Versorgung von Hilfskräften und Einwohnern. FOCUS, 04.07.2018

Das ZDF hat einige Geschichten vorgestellt. Lesen

Hörtipp
„Wir wissen alle, wer unsere Tomaten, Gurken und Erdbeeren erntet. Wir wissen, wer Büros, Hotels und Häuser putzt. Wir wissen, wer Pakete ausliefert und wer in den Schlachthöfen arbeitet.“ Hein de Haas, Migrationsforscher, Universitäten Amsterdam und Maastricht > Audio: Migration – Viele gängige Annahmen stimmen nicht, Vortrag vom 15.11.24, Nova Hörsaal

Wir wollen Politik und Gesellschaft gemeinsam dazu bewegen, wieder die Menschen zu sehen. Wer straffällig wird, muss bestraft werden. Aber niemand soll dafür büßen, dass jemand aus seinem Land eine schwere Straftat begangen hat. Wir werden ja auch nicht die gesamte Ärzteschaft für die Fehler Einzelner haftbar machen.

In fast allen Bildungsaktionen bauen wir eine Meinungsumfrage ein, weil dies ein selbständiges Herantasten an ein Thema ermöglicht und ein starker Bildungsimpuls für alle Beteiligten ist. Auf der Straße lernen die Jugendlichen die Wirklichkeit kennen.

Arbeitsblatt zur Meinungsumfrage

Das Bunte steht für Vielfalt. Ob wir blaue Augen, blonde Haare oder eine andere Hautfarbe haben, darf einfach keine Rolle spielen. Auch wen wir lieben oder wie wir leben – solange wir niemanden damit einschränken – soll in unserer Gesellschaft keine Rolle spielen.

Die Kinder und Jugendlichen zeichnen den Umriss ihrer Füße auf ein A4-Papier und malen sie aus. Dazu schreiben sie ihre Botschaften an Politik und Gesellschaft.

Es können aber auch sehr persönliche Wünsche für Freund*innen in der Klasse oder Jugendeinrichtung die Angst vor einer Abschiebung haben. Mit den Füßen können öffentlich wirksame Aktionen gestaltet werden.

Blanko-Vorlage von Füßen zum Ausdrucken
Sie können gut genutzt werden für A4- oder A3-Ausdrucke und sehen imposant aus auf Wänden im Foyer oder am Schulgebäude

Hier findet ihr ein paar Hinweise, auf die Entstehung der Idee

Auf die Füße kamen wir über die Hände: Wir hatten 2003 die Aktion Rote Hand als Jugendaktion entwickelt. Mehr als 1 Millon Jugendliche (und Erwachsene) haben sich damit gegen den Missbrauch von Kindern in Kriegen ausgesprochen (www.aktion-rote-hand.de)

2015 organisierten wir mit monatelang mit 140 geflüchteten Jugendlichen Bildungsaktionen. Besonders eindrücklich die bunten Füße, mit denen sie ihre Wünsche farblich ausdrückten.

Persönliche Fotos machen

Die Akteure zeigen sich mit ihren „Bunten Füßen“, zeigen also Gesicht. Sie können sich auch das Aktionsblatt vor das Gesicht halten, wenn sie nicht erkannt werden wollen.

Ausstellung mit Aktionsblättern

In der Schule oder an öffentlichen Orten werden die Aktionsblätter mit den „Bunten Füßen“ ausgestellt um auf das Thema aufmerksam zu machen. Medien werden angesprochen, darüber zu berichten.

Die Kinder und Jugendlichen suchen lassen die Schuhe von Flüchtlingen erzählen. Je nach Alter, können die Vorgaben breiter gefasst sein:

„Meine Schuhe verabschiedeten sich von den befreundeten Schuhen meines Dorfes und verließen ihre Heimat. Sie liefen durch Wüsten, wo es sehr heiß ist, wo sich der Sand in den Schuhen sammelt… Sie rannten um ihr Leben, wenn wilde Tiere oder Rebellen ihnen nach dem Leben trachten. Sie waren eingesperrt in Gefängnisse, wenn die jeweiligen Mächtigen sie für illegal erklären.“

Wie freuen sich die Schuhe, wenn sie in Sicherheit sind, in einem Land, in dem ihr Besitzer nicht leiden muss? Aber dann erleben sie hier auch wieder ein Eingesperrtsein – in ein Asylheim, in Perspektivlosigkeit, drohende Abschiebung.

Mögliche Quellen und Anregungen: NDR: EinMomentDerBleibt, Stadt Ulm: Flüchtlinge erzählen ihre Geschichte

zu denen, die Entscheidungen tragen

Das sind vor allem Politiker*innen aller Parteien, die sich entschiedener für die Menschen einsetzen müssen. Sie dürfen nicht leichtfertig Stimmung gegen Flüchtlinge machen, um Stimmen zu gewinnen.

… und weiter zu den höheren Instanzen

Wie bei der Aktion Rote Hand gelungen, sollen die „Bunten Hände“ weitergegeben werden – von den Kommunen zur Landesebene, von dort zur Bundesebene und gern auch in die Europaebene hinein.

Immer sollen die Gremien der Parteien sich damit beschäftigen, damit die „Bunden Hände“ Wirkung erzeugen können.

Jugendlichen suchen in ihren sozialen Medien nach Berichten über Flüchtlinge. Dabei werden sie sicherlich mit negativen Bemerkungen über Flüchtlinge geflutet. Sie sammeln diese und natürlich gern auch die positiven und lesen sie vor oder zeigen sich die Videos gegenseitig und kommentieren sie.

Vielleicht wird in den ersten 10 Minuten noch gelacht, aber nach einiger Zeit bleibt auch ihnen das Lachen im Halse stecken.

Auch die Medien müssen umdenken. Sie sind teilweise den Politikerinnen und Politikern zu sehr auf den Leim gegangen und haben Inhalte transportiert, deren Wirkung wir heute spüren. Sie sollen über die Aktion berichten, damit sie ihre positive Wirkung erzeugen kann. Das braucht unser Land!

Es ist durch den Wahlkampf sehr viel Porzellan zerschlagen worden. Wo immer möglich, sollten Politikerinnen und Politiker eingebunden werden in die Aktion, damit sie mitlernen. Sie können helfen, den Druck aus der Diskussion zu nehmen und positive Elemente stärker in Ihre Reden aufnehmen.

Sie können die „Bunte Füße“ und die Geschichten in die verschiedenen politischen Ebenen mitnehmen und weiterwandern lassen, damit möglichst viele von den Wünschen der Jugendlichen Kenntnis nehmen.

In unserer TaskCard-Übersicht findet ihr Adressen – Teilweise sind die neuen Politiker*innen noch nicht eingetragen

Es wird Abschiebungen geben, die oft wirklich ungerecht sind. Die Jugendlichen in Schulen und Jugendeinrichtungen leiden mir ihren Freundinnen und Freunden. Hier geben wir Tipps für Schulen Weiterlesen

Es gab schon einmal eine Zeit…

…in der aus unseren Schulen Kinder und Jugendliche verschwanden. Das ist 80 Jahre her. Spüren wir noch die Lücke? Weiterlesen

Nehmt teil am Online-Seminar

mit Afrika-Korrespondent
Mirco Keilberth

Empfehlt ihr die Aktion weiter?

Eure Meinung

Die Freischaltung eures Kommentars erfolgt manuell, danke für eure Geduld!

1 Kommentar
Inline Feedbacks
View all comments

Versachlichung und Gespräch über Migration, Ursachen derselben, Geschichte des Kolonialismus, globale Wirtschaftsinteressen und Menschenrechte auf Bildung, Ernährung, Freizügigkeit, Selbstbestimmung, Leben und Gesundheit gehören einfach zum Lehrauftrag unserer Schulen.
Ich begrüße diese Initiative, die Materialien, Arbeitsmittel und methodische Vorschläge für interaktive Auseinandersetzung mit der Thematik aus der Sicht der aktiv und passiv betroffenen Menschen zur Verfügung stellt.

1
0
Teile uns Deine Meinung mit!x